Offen, ehrlich, wertschätzend

Eine gute Kommunikationskultur ist eine wesentliche Voraussetzung dafür, dass ehrenamtliches Engagement gelingt. Was sollte Ihrer Erfahrung nach dabei beachtet werden?
Ich wage jetzt einmal einen anderen Blickwinkel und sage: mit folgenden Verhaltensweisen kann man eine Kommunikationskultur mit Ehrenamtlichen ganz sicher kaputt machen: Man übergibt die Arbeitsaufgabe und ist froh, dass man sie los ist. Man geht davon aus, dass diese Aufgabe bis zum Lebensende übernommen wird. Man leistet keine weitere Begleitung, denn schließlich hat man am Anfang eh gesagt, wie es sein soll. Natürlich möchte man, dass die Aufgabe genauso ausgeführt wird, wie man es selbst machen würde. Und Nachfragen braucht man auch nie, das braucht viel zu viel Zeit. Schließlich will man durch die Abgabe der Aufgabe Zeit und Energie sparen!
Da gäbe es noch mehr Beispiele und ich denke sie machen deutlich, was ich persönlich im Bereich einer guten Kommunikationskultur für wichtig halte. Drei ganz wesentliche Punkte möchte ich noch herausheben:
Es ist wichtig, in einer wertschätzenden Beziehung, im Gespräch, im Kontakt zu sein, auch wenn man unterschiedlicher Meinung ist. Man sollte sich unbedingt ausreichend Zeit nehmen: Gute Kommunikation kann nicht „weggespart“ werden.
Außerdem ist es wichtig, sich eine Strategie überlegen, in welcher Häufigkeit und wie man gut im Kontakt ist – da erlebe ich Ehrenamtliche sehr unterschiedlich und es braucht eine gute Strategie, damit es nicht übersehen wird.
Welche Haltungen stehen denn hinter diesen wichtigen Elementen der Kommunikationskultur?
Auch hier sind es aus meiner Sicht wieder drei wesentliche Punkte.
Erstens: Jede und jeder ist wichtig und hat etwas Wesentliches einzubringen. So wie in einem Körper die verschiedenen Körperteile und Organe zusammenarbeiten, so ist es auch mit dem Zusammenspiel Ehrenamtliche mit anderen Ehrenamtlichen oder Hauptamtlichen. Jede:r bringt etwas Wichtiges ein, das es sonst nicht gäbe.
Zweitens: Miteinander auf Augenhöhe sein ist die logische Folge daraus. Ehrenamtliche sind keine „Helfer:innen“, sondern aufgrund der Taufe berufene Christ:innen.
Drittens: Offenheit und Ehrlichkeit in einer wertschätzenden Sprache sind notwendig, um Unstimmigkeiten klar und vor allem früh genug zur Sprache zu bringen – immer die Würde der Person achtend.
Inwiefern ist für diese Dinge Ihr Dienst als geistliche Begleiterin hilfreich?
Ehrenamtliches Engagement im kirchlichen Bereich ist nicht selten mit dem Wunsch verbunden, auch im Glauben zu wachsen. Auch deshalb sind Austausch und Gespräch so wesentlich: Nicht nur über die „Arbeit“, sondern auch über alle möglichen Themen, die Ehrenamtliche gerade beschäftigen. Immer wieder taucht zum Beispiel das Thema auf „Nur wenn ich was leiste, bin ich anerkannt/geliebt!“ oder auch die Frage nach „die Spannung zwischen Selbstfürsorge und Engagement für andere”, in der man sich als Ehrenamtliche oft befindet. Diese Fragen können als Ausgangspunkte für Reflexionsgespräche hergenommen werden, die man immer wieder führen sollte.
Zur Person: Rosa Hojas ist Pastoralreferentin und Seelsorgerin im LKH Murtal / Standort Stolzalpe. Dort arbeitet sie mit Ehrenamtlichen in der Seelsorge zusammen. Über viele Jahre hat sie als Regionalkoordinatorin (und früher als Dekanatsreferentin) mit haupt- und ehrenamtlich Engagierten zu tun gehabt. Außerdem ist sie als geistliche Begleiterin tätig.