Marienmonat Mai

Gewöhnlich lädt uns das Frühjahr mit all seiner Pracht ein, hinaus zu gehen und miteinander die frische Luft zu genießen, Sonnenstrahlen zu tanken und auch auf spirituelle Weise die lebensbejahende Kraft des Frühlings zu feiern. Die Gottesmutter Maria wird im Laufe der Geschichte zum Sinnbild für diese Kraft und sogenannte Maiandachten werden begangen.
2020 ist aber ein ganz anderes Jahr, in dem wir durch eine weltweite Krise – die Corona Pandemie – herausgefordert sind. In gewohnter Weise sind viele Feiern und auch Andachten heuer nicht möglich.
Maibotschaft von Bischof Wilhelm Krautwaschl
Rosenkranzgebet
Im Mai wird auch besonders das Rosenkranzgebet gepflegt. Darin wird Maria um ihre Fürsprache bei Gott angerufen. Papst Franziskus hat für den diesjährigen Monat Mai zu Rosenkrangebeten um ein Ende der Pandemie aufgerufen und einen eigenen zusätzlichen Gebetstext dazu veröffentlicht.
Jesus als Geschenk Gottes
Die Evangelisten Matthäus (1,18-25) und Lukas (1,26-38) erzählen, dass Jesus von Maria durch das Wirken des Heiligen Geistes empfangen worden ist. Diese Erzählungen beabsichtigen kein Schlechtmachen der menschlichen Sexualität, wie das dann in der späteren Kirchengeschichte leider oft geschehen ist. Sie bieten auch keine biologischen Informationen, sondern sie machen eine theologische Aussage über die Bedeutung Jesu: Er ist wahrhaft Mensch, von einer Frau geboren, aber er ist nicht Produkt menschlichen Könnens und Wollens. Menschen können ihr Heil nicht selbst „er-zeugen". Jesus ist das Geschenk Gottes schlechthin. Die Welt kommt zu ihm wie die sprichwörtliche Jungfrau zum Kind. Und Maria? – Sie „verkörpert“ mit Leib und Leben das volle gläubige Ja zu diesem Geschenk.
Gott als „große Liebe“ Marias
Wenn Konzilien sie später als „Immer-Jungfrau“ (griech. aei-parthenos; lat. semper virgo) bezeichnen, dann stellen sie Maria als Menschen dar, der zeitlebens in Gott seine große Liebe sah - eine Liebe, an die keine menschliche Beziehung und irdische Bindung heranreichen konnte. Sie ist damit aber nicht nur für zölibatäre Menschen Vorbild. Der Apostel Paulus schrieb an die Christengemeinde von Korinth, in der es Mütter und Väter, Verheiratete und Ledige in verschiedenen Beziehungsformen gab: „Ich habe euch einem einzigen Mann verlobt, um euch als reine Jungfrau zu Christus zu führen.“ (2 Kor 11,2) - Frei übersetzt heißt das: Letztlich soll euch allen nichts wichtiger sein als die Liebe, die Gott euch in Jesus Christus schenkt. In diesem Sinn kann jeder Christ, jede Christin „jungfräulich“ sein.